Karsten Smet, Director von UKCloud, berichtet in seiner Keynote, welches dramatische Ereignis der Anlass für dieses Vorgehen war und wie er es geschafft hat, es umzusetzen. Außerdem erzählt er, wie BizOps und AIOps dem größten Cloud-Provider für Ministerien und Behörden in Großbritannien geholfen haben, selbst die Rüstungsindustrie für die Cloud zu begeistern.
„Wir wollten von Anfang an kein Cloud-Supermarkt werden“
In einem kurzen Interview sprechen wir mit Karsten Smet, Director des auf die öffentliche Hand spezialisierten Cloud-Provider UKCloud über einige Highlights seiner Keynote auf dem BizOps-Forum
Karsten, kannst Du uns einen kleinen Vorgeschmack geben auf Deinen Vortrag am 8. Juni um 10:40 Uhr auf dem BizOps-Forum?
Der Titel lautet UKCloud´s Journey to AiOps/ Bizops. Ich erzähle, wie wir uns in den letzten zwei, drei Jahren von einer Output- zu einer Outcome-Organisation gewandelt haben und welche Herausforderungen wir organisatorisch, technisch und menschlich dabei bewältigen mussten. Dabei spielten Technologien wie die intelligente Kontrolle unserer Operations und Konzepte wie BizOps eine wichtige Rolle.
Was hat diese Veränderung bei UKCloud ausgelöst?
Vor etwa drei Jahren hat sich eines der von uns genutzten Rechenzentrum überhitzt. Weil der Betreiber es zu spät gemerkt hat, waren einige Services und Applikationen unserer Kunden nicht verfügbar. Damals haben wir uns geschworen, wir wollen nie mehr nur reagieren, nie mehr mühsam Schäden reparieren. Wir wollen vor die Ereignisse kommen. Wir wollen so proaktiv agieren, dass Schäden erst gar nicht entstehen können.
Was genau ist passiert?
In einem unserer zentralen Rechenzentren ist die Kühlung ausgefallen. Dummerweise haben wir das sogar noch vor dem Betreiber des Rechenzentrums gemerkt. Als wir dann hinfuhren, herrschten schon Temperaturen wie in der Sauna. Einige Devices waren mit 80 oder 90 Grad schon recht kurz vorm Kochen.
Und wie habt ihr das Monitoring dann aufgebaut, dass das nicht mehr passieren kann?
Das verrate ich dann im Vortrag. Wenn Du das hier schon schreibst, kommt ja keiner mehr (lacht).
Warum funktioniert UKCloud? In Deutschland sind Versuche wie die Deutschland-Cloud gescheitert und das europäische Projekt GAIA X kommt ebenfalls nicht voran?
Die richtige Balance zwischen Automatisierung und Menschen
Ich glaube, bei uns war 2011 das Timing richtig. Sie brauchen einfach Leute, die in ein solches Geschäft investieren. Zweitens hat UKCloud auch mit Hilfe des BizOps-Konzepts verstanden, was sich gut automatisieren lässt und wo man besser Menschen einsetzt. Viele Cloud-Start-ups in jener Zeit haben alles automatisiert, was überhaupt automatisiert werden kann. Das war der falsche Ansatz.
Wir haben nur die Prozesse automatisiert, die Sinn ergeben. UKCloud hat sehr schnell die richtige Balance gefunden zwischen Automatisierung und von Menschen getriebenen Prozessen. Sie können keine Menschen automatisieren und nicht das, was sie ausmacht.
Und was haben Sie noch richtig gemacht?
Wir haben in den letzten zwei bis drei Jahren verstanden, wie wir eine Plattform managen müssen, um die Cloudumgebungen für unsere Kunden lückenlos kontrollieren zu können. Außerdem haben wir zum Beispiel mit Moogsoft die richtigen Technologien integriert, die einfache Skalierung erlauben. Darüber hinaus haben wir die richtige Geschäftsnische gewählt. Wir wollten von Anfang an kein Cloud-Supermarkt werden wie Microsoft oder AWS, der an alle verkauft. Wir haben uns von Anfang an auf Behörden und ihre speziellen Bedürfnisse konzentriert.
Welche Rolle hat BizOps bei eurem Erfolg gespielt?
Eine sehr große. Das Konzept hat uns geholfen, den richtigen Technologiemix und die richtige Balance in der Zusammenarbeit von Business und IT zu finden.
In welcher Sprache redet ihr mit euren Kunden?
Wir haben früher mit ihnen über Technologie gesprochen. Heute reden wir immer mehr über die durch Technologie herstellbaren Businessergebnisse. Wir reden über Outcome.
Deutsche Behörden mit fast militärischen Ansprüchen an Datensicherheit
Wie wichtig ist das Thema Daten-Souveränität für Dich?
Das Thema ist sehr wichtig für uns. Es war am Anfang die Grundlage unseres Geschäftes. Britische Behörden, Ministerien und andere Organisationen der öffentlichen Hand benötigen einen sicheren Hafen für ihre Daten im eigenen Land. Weil wir unsere Daten exklusiv in Großbritannien speichern, können wir diesen sicheren Hafen bieten. Anders als in Deutschland legen private Unternehmen nicht so viel Wert auf die Datenspeicherung im eigenen Land oder in Europa. Solange es nicht China, Russland oder diktatorische Regime sind, ist ihnen das nicht so wichtig. Vereinfacht gesagt: Deutsche Unternehmen verhalten sich in Sachen Datensicherheit wie die britische Regierung und deutsche Behörden und Ministerien verhalten sich wie die Rüstungsindustrie bei uns.
Und abgesehen von Deutschland und Großbritannien. Wie ist das Feedback zu diesem Thema aus anderen Ländern?
Das ist sehr unterschiedlich. Es hängt auch davon ab, welches Verhältnis die in Frage kommenden Länder zueinander haben. Die Briten haben zum Beispiel kaum Probleme damit, wenn Daten in den USA gespeichert werden. Wenn Sie mit Firmen aus dem Nahen Osten sprechen, geht das dagegen gar nicht. Insgesamt habe ich schon den Eindruck, dass das Thema an Bedeutung gewinnt und bei den Service- Entscheidungen der Unternehmen und natürlich der Behörden eine wichtige Rolle spielt.